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Interview mit Federico Spagnulo von Spagnulo&Partners

10 March 2022

Ungewöhnliche Texturen, dreidimensionale Motive, edle Optik und große Formate. Federico Spagnulo erzählt in einem Dialog von den Werten, die die Keramik in die Welt des Innendesigns einbringt.

Von den Baglioni Resorts in Marrakesch, Venedig und Dubai zum Relais & Chateux Villa Gallici in Aix-en-Provence, vom Relais & Chateaux Royal Champagne im französischen Epernay bis zum Regina Baglioni Hotel in Rom mit seinem außergewöhnlichen Roman Penthouse. In den vergangenen zehn Jahren hat Spagnulo&Partners sich vor allem Projekten der innenarchitektur und des Innendesigns für Resorts und Hotels der Luxusklasse gewidmet und unter anderem exklusiv das Interior Design für die Gruppe Baglioni Hotels in Italien und im Ausland gestaltet. Das gemeinsam mit Alessandra Carbone und Andrea Spagnulo von Federico Spagnulo in Mailand gegründete Studio ist Partner namhafter, im gehobenen Segment angesiedelter italienischer Hersteller der Innendesign-Branche und steht als überzeugter Vertreter für das 100 % Made in Italy. Es dekliniert dabei das Stilkonzept
in jedem neuen Projekt aufs Neue und verwandelt sich stets in eine einzigartige und maßgeschneiderte Erfahrung. Darüber sprechen wir mit Federico Spagnulo.

Wie wichtig sind die Oberflächen heute für die Umsetzung einer architektonischen Idee?

Sie spielen eine ganz entscheidende Rolle. Die Komplexität eines Projekts kommt heutzutage viel mehr in den Merkmalen von Oberflächen, Details und Materialien zum Ausdruck als in der formellen Gestaltung. Wir müssen uns in dieser Hinsicht zuallererst über alle neuen Möglichkeiten auf dem Laufenden halten. Jedes Material, jede Ausführungstechnik und jedes Finish birgt eine ganze Welt in sich, die weit über das abschließende Aussehen allein hinausgeht. Sie können Traditionen und Bräuche zum Ausdruck bringen, die zur materiellen Kultur eines Orts gehören und mit jeder anderen hohen Kunst vergleichbar eine tiefe kulturelle Identität definieren. In diesem Sinne ist der Einsatz dieses kulturellen Hintergrunds bereits an sich ein Projekt, das die Seele des Orts respektiert. Und er ist Voraussetzung eines bewussten und den Kontext gebührend berücksichtigenden planerischen Ansatzes.

Wir beobachten eine Rückkehr zu einem Stil aus Texturen und Farben, eine Art Dekorativismus. Kann Feinsteinzeug ein wesentliches Element bei der Charakterisierung und Vermittlung der Identität von Raum und Ambiente sein?

Dekoration ist ein sehr persönliches und schwer zu definierendes Thema. Bei der Beschäftigung mit Architektur- oder Innendesignprojekten kommen unweigerlich der individuelle Geschmack und schier unendliche Ideen ins Spiel. Aber abgesehen davon besitzt dieses Material unbestreitbar auch einige neue Aspekte, wegen denen es immer größere Beachtung findet: Die hochinteressanten dreidimensionalen Texturen, die zum Anfühlen einladen und mit dem einfallenden Licht spielen, oder die großformationen Platten, die vor allem in großen Räumen Spiele mit immer wieder anderen und komplexen Formen der Verlegung erlauben.

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Was können das Feinsteinzeug und Beläge im Allgemeinen in einem Kontext, in dem Oberflächen immer wichtiger werden und in einer Welt immer kommunikativerer Räume als Schnittstelle dienen, leisten?

Die Welt der Oberflächenbeläge passt sich den Regeln der Kommunikation immer besser an. Das ist heute nicht mehr allein eine Frage der Optik oder der Materialien, sondern betrifft unmittelbar die wichtigsten Kernaspekte des Projekts. Wir bemühen uns stets um einen kulturell mit den Projektinhalten in Einklang stehenden Ansatz und suchen bewusst die am besten entsprechenden Materialien aus.

Feinsteinzeug kommt immer mehr als Verkleidung in der Küche, für Arbeitsflächen, Tische, Regale, und im Bad für Ablageflächen, Waschtische etc. zum Einsatz. Sind die Zeiten, in denen die Keramik auf die Wände und Böden von Bad und Küche beschränkt war, vorbei?

Ich persönlich sehe für das Feinsteinzeug eine große Zukunft voraus. Vor allem in der Dekoration von Wand und Boden in Innen- und Außenbereichen. Wie ich schon sagte, erweitert das breite Sortiment aus Motiven und Reliefs das Verwendungspotenzial beträchtlich. Das Thema der Nachbildung von Materialien aus der Natur interessiert und dabei ehrlich gesagt weniger, abgesehen von wirklich neuen Effekten, die das Original nicht einfach nur nachahmen. Ich glaube, es handelt sich um ein Material mit hohem Potenzial, vor allem dann, wenn damit innovative Ideen verwirklicht werden.

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Federico Spagnulo absolviert das Studium der Bauplanung am Polytechnikum Mailand mit einer Doktorarbeit über die Sanierung eines Gebiets in Ostberlin. Er beginnt seine berufliche Laufbahn im Studio Steinebach & Weber, Berlin und wechselt dann zum Studio Aldo Rossi in Mailand, wo er sich hauptsächlich mit internationalen Ausschreibungen beschäftigt. Nach einigen Erfahrungen als Inhaber des Architektur- und Designbüros „Studio A” schlägt er 2010 mit der Gründung des Büros Rebosio+Spagnulo, dem heutigen Spagnulo&Partners, einen neuen Weg ein.  Das Architekturbüro widmet sich vor allem internationalen Innendesignprojekten für Resorts und Luxushotels. Neben einer eigenen, seit einigen Jahren bestehenden Vertretung in Moskau hat Spagnulo&Partners kürzlich eine dauerhafte Zusammenarbeit mit dem Londoner Architekturbüro Design International und mit dem Planungsbüro LC&Partners in Dubai aufgenommen.

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